Oasentage in Willebadessen

Auf den Weg haben wir uns gemacht, sieben Pfarrfrauen und unser Vorbereitungsteam Ute Gerdom und Susanne Groß. Unsere Oase heißt zum wiederholten mal Velcrea-Vis-a-Vis in Willebadessen. Dieses kleine unscheinbare Haus entpuppt sich jedes mal als ein echter Ort der Entspannung. Die Zimmer schön, die Betten gut, das Essen eine Augen- und Gaumenfreude und Personal, das uns verwöhnt. Sich zu jeder Mahlzeit an einen wunderschön gedeckten Tisch setzen zu dürfen ist ein Stück Oase. Aber auch alle anderen Programmpunkte des Wochenendes sind auf unser Wohlbefinden abgestimmt. Da wundert’s einen schon, dass nicht mehr zur „Oase“ kommen.

Für uns ist der Weg jedenfalls nicht zu lang, auch wenn wir aus den unterschiedlichsten Ecken von Westfalen kommen. Manche der Frauen trifft man nur hier, ein herrliches Wiedersehen, und andere stoßen neu dazu, gar kein Problem, denn hier ist jede wie sie ist willkommen. Am Freitag Abend beginnen wir mit dem Thema der Oasentagung – und jedesmal sind wir überrascht, mit welch einfachen und doch geglückten Methoden die beiden Teamerinnen uns aus unserem Alltag abholen.
„Wege – Lebenswege“: Wir sind zunächst bei unseren Wegen, ahnen aber schon, dass am Samstag und Sonntag auch noch andere Lebenswege eine Rolle spielen werden bzw. dass wir andere Wege kreuzen sollen. Doch erst einmal hören wir einander am Freitagabend gerne zu. Manche Wege ähneln sich, andere erzählen von Lebenswegen, die verwundern oder erstaunen. Manche machen auch ganz nachdenklich. Wie viel man/frau von sich berichtet, entscheidet jede für sich. Erstaunlich nur, wie vertraut vieles klingt. Das Pfarrhaus verbindet uns mehr, als wir auf den ersten Blick denken.

Der Samstag ist schon immer der Überraschungstag. Was haben sich die beiden wohl diesmal als Ausflugsziel ausgedacht? Es sollen die Kreuzwege der Kloster in Paderborn sein. So vieldeutig wie dieser Begriff ist – hier erleben wir eine große Vielfalt, uns damit auseinander zu setzen. Eine Stadtführerin erklärt anschaulich die Gründungen der vielen Kloster in Paderborn. Da sind sich so manche Ordensbrüder und Schwestern begegnet und haben beim Kreuzen der Wege nicht nur bauliche Spuren hinterlassen. Ein kleiner Spaziergang schließt sich an, leider etwas in Eile, von Klosterkirchen zu Klostergärten, durch Kreuzgänge, noch wunderschön erhalten, in eine Kapelle mit einer wirklich erstaunlichen Akustik.

Und natürlich werfen wir auch einen Blick in den Dom.
Doch wirklich beeindruckt ist die Gruppe vom Besuch des Mutterhauses der „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul“. Schwester Michaelis führt uns mit viel

Freude durch ihr Haus und besonders gerne in die hauseigene Kapelle. Im lichtdurchfluteten Raum mit beeindruckenden modernen Fenstern hätte so manche von uns gerne Gottesdienst gefeiert. Der Orden wird immer kleiner, die Schwestern haben keinen Nachwuchs. Und doch erzählt Schwester Michaelis in einer Freude von ihrem Tun und ihrem Lebensweg: Die Aufgabe des Ordens sei es von Beginn an gewesen, sich um die Kranken zu kümmern – das habe nun heute das staatliche Gesundheitssystem übernommen. Das Mutterhaus wird zu einem großen Teil schon lange als Krankenhaus genutzt, und zur Zeit wächst ein großer Anbau auf dem Gelände. Also ist es für die Schwestern eine logische Konsequenz: Wenn keine neuen Schwestern mehr kommen, ist die Aufgabe erfüllt. Wir Menschen könnten doch auch dankbar sein für Wege, ein solches Ende zu finden. Nachdenklich und mit guten Gesprächen fahren wir ins Tagungshaus zurück.
Ein leckeres Essen und das wunderbare Frühlingswetter  lassen uns den Nachmittag genießen. Jede auf ihre Weise: entspannt, aktiv, lesend, bastelnd, bei Kaffee und Kuchen – die Möglichkeiten so viele wie Teilnehmerinnen: herrlich!

Einen gemütlichen Samstagabend haben wohl alle im Sinn, als demokratisch für einen sehr „leisen“, aber intensiven Film entschieden wird. „Das Labyrinth der Wörter“ –  das ist wieder unser Stichwort. Manchmal ist ja auch unser Lebensweg wie ein Labyrinth. Noch kurz zum Film: Ein Mann, durch schwierige Lebensumstände von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter geprägt, wirkt etwas dümmlich, naiv. Er trifft eine wirklich alte, sehr belesene und elegante Dame im Park. Aus diesen beiden so unterschiedlichen Lebenswegen ergibt sich eine schöne wie auch spannende gemeinsame Lebensspanne, die den Film sehr sehenswert macht.

Der Sonntag kommt viel zu schnell (was nicht nur an der blöden Zeitumstellung liegt). Zum Glück müssen wir noch nicht an Abreise denken.

Ute entführt uns im Garten in ein Labyrinth, durch das wir unseren eigenen verschlungenen Lebenspfaden nachspüren können. Für alle liegt am Ende viel Hoffnung darin, bei all den Um- und Irrwegen auf Gott zu vertrauen, zu hoffen, dass alle heil ans Ziel kommen. Wir kommen gut wieder heraus, Grund genug, ein Lied anzustimmen. Das tun wir an diesem Wochenende immer wieder mit Susanne und ihrer Gitarre. Mit diesem Schwung machen wir uns auf den Weg, um dem Lebensweg einer bekannten Persönlichkeit auf die Spur zukommen. Das ist für viele der Teilnehmerinnen auch schon sehr vertraut. Susanne nimmt diesmal den Jesuitenpater Pierre Teilhard de Chardin in den Blick und bringt dazu einen interessanten Filmbeitrag mit. Der Pater hat sich von frühster Jugend bis ins Alter mit Evolution und Schöpfungstheologie beschäftigt. Er hat sozusagen den ganz großen Weg in den Blick genommen, den Weg des Lebens vom Ursprung der Schöpfung. Solche Art der Auseinandersetzung ist belebend. Der eigene Alltag ist für solche Gedanken und Auseinandersetzung oft zu gedrängt, eben mit anderen Themen belegt. Gut, das unsere Oase nicht nur eine hervorragende Nahrungsquelle ist, sondern die Oasentage der Pfarrfrauen auch Quelle für Seele und Geist sind.
Dafür, liebe Ute, liebe Susanne, sagen wir ganz herzlich danke! Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr.
Ulrike Berk