Wie in den letzten Jahren trafen sich zahlreiche Frauen zur „Sommertagung“ im Gästehaus der Benediktinerabtei Varensell.
Dank der zahlreichen Bäume rund um die Gebäude konnte trotz der hochsommerlichen Temperaturen gut und konzentriert gearbeitet werden.
Diesmal standen die Tage unter dem Thema „Heimat – Suchen.Finden.Geben“.
Die Vielschichtigkeit des Themas wurde gleich beim Einstieg mit dem „Vier-Ecken-Spiel“ deutlich.
Damit brachte uns Ingeborg Sundermeier aus Dortmund als Referentin gleich am Anfang in Bewegung, indem in den Ecken des Raumes Begriffe lagen. In der ersten Runde waren „Wahlheimat“, „Trautes Heim – Glück allein“, „Heimatmuseum“ und „Heimatfilm“ die Stichworte für die sich zusammenfindenden Frauen. In der zweiten Runde ging es um „einheimisch“, „heimatlos“, „daheim – zuhause“ und „Heimweh“.
Mit neu gemischten Gruppen entstanden Gespräche, in denen schon Bezug genommen wurde auf die Erkenntnisse der ersten Runde. In der letzten Runde wurden ganze Sätze bekannter Persönlichkeiten ausgelegt, deren Prägnanz sich darin zeigte, dass sie währende der ganzen Tagung immer wieder zitiert wurden:
– „Heimat ist kein Ort – Heimat ist ein Gefühl.“ (Herbert Grönemeyer)
– „Heimat entsteht in der Fremde.“ (Carl Ludin)
– „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“ (Johann Gottfried Herder)
– „Heimat ist, wo dich der Nachbar grüßt.“ (Hansi Hinterseer)
Bevor es in den gemütlichen Teil des Abends überging wurde mit Auszügen aus Kindheitserinnerungen von Ilse Gräfin von Bredow, Hape Kerkeling und Juliane Dietrich das vielschichtige Thema noch einmal umkreist. Einige Teilnehmerinnen erzählten spontan von eigenen Begebenheiten, Gerüchen und Geräuschen, die noch immer etwas ganz besonderes in einem auslösen: Heimat als Gefühl; Heimat, das ist ein Ort der Geborgenheit.
Die Andacht am nächsten Morgen von Christa Bätz näherte sich dem Thema Heimat mit Fulbert Steffenskys Wortschöpfung „Heimathöhle Religion“, da die Texte der Bibel eher auf die irdische Heimatlosigkeit der Menschen verweisen (z.B. Hebr. 13,14: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.)
Im Laufe des Tages gab es abwechslungsreiche Impulse:
wie füllen wir die Begriffe Heimatliebe und Nationalstolz;
Kleingruppen überlegten, wie wir auf eine Auslandsreise Menschen, die wenig von Deutschland wissen, unser Land vorstellen könnten, und in Zweiergesprächen wurde anhand des Gedichtes „Ziehende Landschaft“ von Hilde Domin auch über den Verlust von Heimat nachgedacht.
Wie hilfreich ist es, von meinen Wurzeln in dieser Welt zu wissen und eine „Innere Heimat“ zu haben, die über eine Heimatlosigkeit hinwegtragen kann.
Zum Ausklang des Tages trug uns Bettina Jochum mit „Jorinde und Joringel“ ein zum Thema passendes Märchen vor.
Der letzte Vormittag setzte noch einmal besondere Akzente.
Nach der Andacht von Elke Jochum mit dem Text von der Poetry Slammerin Jule Weber „Würde würde“, umkreisten wir mit dem Märchen „Hans im Glück“ das Thema Heimat unter dem besonderen Blickwinkel der „Heimkehr“.
Leider blieb für viele andere Aspekte des Themas keine Zeit. Bis zum Schluss gab es offene Fragen, z.B. was wir als Einzelne gegen die AfD und ihre Parolen bewirken können oder wie wir zu dem Gefühl stehen, dass immer mehr kopftuchtragende Frauen in der Öffentlichkeit auffallen.
Ein besonderer Dank gilt Elke Jochum, die die Sommertagung organisierte und wie immer eine wunderschöne Mitte für unseren Stuhlkreis vorbereitet hatte.
Auch wenn bisher noch kein neuer Termin feststeht, waren sich alle einig, dass sie gerne im nächsten Jahr wieder nach Varensell kommen, um mit schon lange bekannten und hoffentlich auch wieder mit neu hinzukommenden Frauen genauso bereichernde Tage erleben zu können.
Bericht: Bettina Willimczik
Fotos: Marita Scheer und Christa Bätz
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