Um Dorothee Sölle und den Einfluss, den die 2003 verstorbene Theologin auf unseren persönlichen Glauben und auf die Theologie im allgemeinen hatte, ging es bei der Tagung, die vom 26. bis 28. Oktober in Hattingen-Welper stattfand.
Die Frauen emeritierter Pfarrer und Pfarrwitwen, die in das freundliche Tagungshaus gekommen waren, hatten selbst Lieblingstexte von Dorothee Sölle mitgebracht, die von der Referentin Katharina von Bremen im Laufe der Tagung um viele weitere Gedichte, Gebete und Textauszüge aus Büchern der Autorin ergänzt wurden. Es wurde deutlich, dass die Theologie der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ohne Dorothee Sölle nicht zu denken ist. Sie war eine umstrittene und widerständige Theologin, eine Gottespoetin, Mystikerin, mutige Kämpferin und Liebhaberin des Lebens. In vielem war sie Vordenkerin; wofür sie vor Jahrzehnten angefeindet wurde, ist heute oft unbestrittenes Allgemeingut der Theologie. Dass christlicher Glaube ohne sozialen und politischen Einsatz nicht möglich ist, hat sie überzeugend vorgelebt.

Während der Tagung war Dorothee Sölle ganz nahe bei den Teilnehmerinnen: durch einen Film über sie, durch Texte aus ihrer Autobiographie und ihren theologischen Büchern, aber auch durch persönliche Erinnerungen, die die Referentin und einige Teilnehmerinnen an die große Theologin hatten. So wurde sie auch denen vertraut, die vor der Tagung wenig über sie gewusst hatten.
Auch durch die Morgenandachten und die Lieder, die die Frauen miteinander sangen, wurden die theologischen Gedanken Sölles vertieft.
Das herrliche Herbstwetter lockte in den Mittagspausen hinaus auf die schönen Waldwege oberhalb des Steilufers der Ruhr oder auch hinunter zum Fluss.

Spannend war auch eine Führung durch die historische Gartenstadt Hüttenau, einen Stadtteil Welpers, in der Mittagspause am Donnerstag. Die Entwicklung Siedlung war eng verbunden mit der Heinrichshütte in Hattingen, und da der bekannte Architekt Georg Metzendorf sie entwarf, wird sie heute – wie auch die Margarethenhöhe in Essen – als „Metzendorff’sches Idyll“ bezeichnet.

Da es allen in der Tagungsstätte gut gefiel, soll auch die Emeriti-Tagung im kommenden Jahr wieder in der Willi-Michels-Bildungsstätte stattfinden. Besonders freuten sich die Frauen darüber, dass Katharina von Bremen zusagte, auch zu der Tagung vom 29. – 31. Oktober 2012 als Referentin zu kommen.