Heil und Heilung
Mit der Verletzlichkeit des Lebens umgehen

In der Einladung zur Tagung hieß es:

„Sind wir gesund, wenn unser Körper nicht krank ist? Sprechen wir von Heil, wenn einfach nur alles in Ordnung ist? Schämen wir uns unseres Körpers, wenn wir nicht so normal wie andere sind?
Eine Fülle von Fragen drängt sich auf, wenn wir über Heil und Heilung, Gesundheit und Krankheit, die Verletzlichkeit von Körper und Seele nachdenken. Worauf also wollen wir hinaus, wenn wir Heil und Heilung zusammenbringen?

Es geht ums Ganze – ums Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist. Darum, dass wir uns in unserem Körper wohlfühlen, ihn akzeptieren, wie er ist oder wie er – gerade im Alter – wird. Es geht um die Sehnsucht nach einer lebenswerten Welt, in der integriert ist, was krank ist, was schwach ist, was anders ist. Es geht um Beziehungen, die heilsam sind, und um Taten, die tatsächlich heilen können.

Unsere eigenen Erfahrungen, Hoffnungen und Wünsche zum Thema sollen auf der Tagung in biblischen, geschichtlichen, ethischen und ästhetisch-künstlerischen Perspektiven zur Sprache kommen.“

Diejenigen unter den Teilnehmerinnen, die die Referentin Katharina von Bremen schon von vorausgehenden Tagungen kannten, freuten sich auf spannende und abwechslungsreiche Tage – und sie wurden in ihren Erwartungen nicht enttäuscht! Und auch die neuen unter den Teilnehmerinnen konnten nur staunen, mit welcher Vielfalt von Arbeitsweisen und Medien sie von der Referentin an das Thema herangeführt wurden.

 

Die Frauen hatten auf Anregung von Christa Bätz, die die Tagung leitete, von zuhause etwas „Kaputtes“ und etwas „Heiles“ mitgebracht, das sie zu Beginn in der Mitte ablegten und dabei von sich erzählten.
Nach dem Mittagessen legte die Referentin Bibelverse in die Mitte, in denen „heil“, „Heil“ oder „Heilung“ vorkamen; die Frauen konnten sich den Vers aussuchen, der sie ansprach, und den anderen mitteilen, was er ihr bedeutet. Es war für alle bewegend, welche zum Teil schweren Schicksale mit den mitgebrachten Gegenständen und den Bibelworten verbunden wurden. So entstand sehr schnell eine große Nähe und Vertrautheit zwischen den Frauen.
Über den Begriff „Heilsgewissheit“ wurde länger diskutiert. Da es neben positiven auch negative Erfahrungen mit dem Begriff gab, suchten die Frauen auf Anregung der Referentin Alternativen, und das waren Aussagen wie „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“ oder biblische Bilder wie „Flügel der Morgenröte“ oder „das große Gastmahl“.
Spannend war das „Nachspielen“ einer Emnid-Umfrage zum Thema Heilung und der Vergleich der Ergebnisse unserer kleinen Gruppe mit denen der repräsentativen Umfrage.
Abends machte Katharina von Bremen die Frauen mit Gedichten von Robert Gernhardt bekannt, die eine unbekannte Seite von ihm zeigten, zum Beispiel „Geh aus mein Herz oder Robert Gernhardt liest Paul Gerhard während der Chemotherapie“. Auch Hanni Bertholds „Immer versehrter und immer heiler“, in dem sie sich mit dem Gedicht „Bitte“ von Hilde Domin auseinandersetzt, lernten die Frauen kennen.

Am nächsten Vormittag arbeiteten die Teilnehmerinnen in Gruppen an Heilungsgeschichten der Bibel; Jesus als Heiler stand dabei im Mittelpunkt.
Der Nachmittag war dem Unterthema „Segnen – Salben – Heilen“ gewidmet.
Sehr eindrücklich war den Frauen das Besprechen eines Heilungsgottesdienstes mit persönlicher Salbung.
Dass auch die Medizin beginnt, heilende Kräfte des Berührens anzuerkennen und einzusetzen, wurde beim Ansehen eines Ausschnittes aus dem Dokumentarfilm „Geheimnis der Heilung“, in dem es um therapeutisches Berühren ging, klar.
Selbst der Film „Saving Mr. Banks“, den die Frauen am Abend gemeinsam anschauten, ist – neben vielem anderen – die Geschichte einer Heilung.
Am letzten Vormittag entwarfen die Frauen – sehr kreativ und engagiert – eine „Ethik des Heilens“, bevor sie sich anschließend mit einem Text von Ulrike Bail über Micha 4, 6-7 auseinandersetzten.
Eine kleine liturgische Feier mit Liedern, persönlicher Salbung, Gebet und Segen rundete die Tagung ab.
Welch eine Fülle von Anregungen, Texten, Gesprächen und vielem mehr in nur gut zwei Tagen!